Unser Atmen begleitet uns durch unser Leben, immer, jeden Tag, jede Sekunde, seit unserer Geburt und oft ohne, dass wir ihn bewusst wahrnehmen.
Der Atem ist die einzige autonome Grundfunktion unseres Körpers, die wir bewusst beeinflussen können.
Der sogenannte Gasaustausch läuft völlig von selbst, also autonom, ab.
Atmung und Lebensqualität
Schenken wir unserem Atem besonders in Krisenzeiten keine Aufmerksamkeit, kann das die Lebensqualität spürbar beeinträchtigen.
Emotionale Erschütterung führt nicht selten zu schneller und flacher Atmung.
Durch bewusstes Atmen kommunizieren wir mit unserem Körper, das vegetative Nervensystem wird stimuliert.
Weil das vegetative Nervensystem neben der Atmung noch viele weitere Prozesse im Körper steuert, ist richtiges atmen die Geheimwaffe, um unseren emotionalen Zustand maßgeblich zu beeinflussen.
Bei Wut, Angst oder Stress kann das bewusste Atmen dazu beitragen, sich schnell wieder besser zu fühlen, denn gelernte und geübte Atmung hat eine entspannende Wirkung, sie steigert die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit, kann Schmerzen lindern, Selbstheilungskräfte unterstützen, den Körper entgiften und unser Lymph- und Immunsystem unterstützen.
Atmung und Nervensystem
Befinden wir uns in herausfordernden/stressigen Situationen, erhöhen sich Herzschlag und Atemfrequenz (schneller und flacher), andere Prozesse im Körper (Immunsystem und Verdauung) werden vorübergehend heruntergefahren. Diese Prozesse steuert das sympathische NS = Sympathikus.
Alle Prozesse in Entspannung dagegen, also das Anpassen der Körperfunktionen auf Situationen in Ruhe, steuert das parasympathische Nervensystem = Parasympathikus = der Gegenspieler des Sympathikus.
Damit unser vegetatives NS einwandfrei funktioniert, sollten beide Systeme harmonisch laufen und sich gegenseitig ergänzen – ein guter Atem bewirkt genau das – die Harmonisierung unseres vegetativen Nervensystems!
Atmen wir in einem für uns stressigen Moment tief durch, oder führen die ein oder andere Atemübung durch, täuschen wir unserem Körper Entspannung und Ruhemodus vor. Der Parasympathikus, speziell der Vagusnerv als Teil des Parasympathikus, wird aktiviert und der Körper entspannt.
Es ist also möglich, mit Hilfe unserer Atmung situationsbedingt das vegetative Nervensystem zu steuern und Stress abzubauen.
Besonders wirksam ist die gezielte Atmung jedoch, wenn Atemübungen regelmäßig in den Alltag integriert und praktiziert werden. So agieren Sie in auftretenden Stresssituationen geübt und routiniert. Gleichzeitig wird der Vagusnerv regelmäßig wiederkehrend stimuliert und eine nachhaltige Harmonisierung des vegetativen Nervensystems erreicht. Eine gewisse Resilienz (= Widerstandskraft) gegenüber stressigen, herausfordernden Situationen ist die positive Folge.
In bewusster Atmung sind wir zwangsläufig konzentriert und aufmerksam, denn das Beobachten des Atems erfordert Präsenz im Hier und Jetzt wie auch ein hohes Maß an Achtsamkeit.
Achtsamkeit sorgt für einen klaren Kopf, bessere Konzentration und ein sichereres Auftreten.
Demnach sind Atemübungen also auch Achtsamkeitsübungen – sie schlagen „2 Fliegen mit 1 Klappe“ und bewirken z. B.
- Steigerung der Leistungsfähigkeit
- Steigerung der mentalen Stärke
- Lesen und Kopfrechnen fallen leichter
- Aufmerksameres Zuhören und bessere Informationsverarbeitung in Gesprächen
Jegliche Art von Atemtraining führt Sie zu spürbarer Entspannung und einem klareren Kopf – und das schon bei 2x 5 Minuten am Tag.
4-7-8-Atmung
Es gibt viele einfache Übungen, die sich ganz unabhängig von Zeit und Ort durchführen lassen, die 4-7-8-Atmung ist eine davon und schnell erklärt:
- Atmen Sie vollständig ein und aus, mit der nächsten Einatmung zählen Sie bis 4, halten Sie nun die eingeatmete Luft für einen Zählintervall von 7 inne und atmen anschließend aus, während Sie bis 8 zählen
- Schon 3-4 Durchgänge wirken auf das Nervensystem, die geschieht vor allem durch die längere Ausatmung im Verhältnis zur Einatmung
- Das Intervall kann bei Erkrankungen verändert werden
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